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Filmfestival „Filmschoolfest Munich 39 ½“

Das Bild zeigt den Eingang des Festivals der Filmhochschulen 1987.
Archivbild 1987

Beim Filmfestival „Filmschoolfest Munich 39 ½“ präsentieren Studierende von Filmschulen aus 22 Ländern ihre Werke im internationalen Wettbewerb. Vom 12. bis 22. November 2020 wird die Website zur digitalen Bühne für 50 vielfältige und herausragende Kurzfilme aus aller Welt. Die Jurypräsidentschaft übernimmt die Regisseurin Julia von Heinz. 23 Spielfilme, 18 Dokumentarfilme, sieben Animations- und zwei Experimentalfilme werden im Festivalzeitraum zu sehen sein. Das heißt für alle Zuschauer*innen, sich bequem von zuhause und rund um die Uhr in fremde und neue Welten entführen lassen zu können.

Die Filme stammen von Filmschulen aus Argentinien, Australien, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Iran, Kanada, Kolumbien, Myanmar, Niederlande, Österreich, Polen, Russland, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn und den USA, nehmen die Zuschauer*innen aber auch mit nach u.a. China und Indonesien. So breit wie das geografische Spektrum ist, so facettenreich sind dabei auch die Themen und gestalterischen Ansätze, die in den kurzen Filmen zu entdecken sind.

Die Jurypräsidentschaft übernimmt in diesem Jahr die Regisseurin Julia von Heinz, deren aktueller Film „Und morgen die ganze Welt“ kürzlich seine Premiere in Venedig feierte, die Hofer Filmtage eröffnete und am 29. Oktober seinen bundesweiten Kinostart haben wird. Gemeinsam mit vier weiteren Jurymitgliedern, der ungarischen Filmemacherin und letztjährigen Gewinnerin des VFF Young Talent Awards Hajni Kis, der indischen Filmkritikerin Bedatri Datta Choudhury, den Filmkuratorinnen Emma Boa aus Schottland und Faridah Gbadamosi aus den USA, entscheidet sie über eine Vielzahl der mit insgesamt 35.000 Euro dotierten Awards im internationalen Wettbewerb.

Der internationale Filmwettbewerb beim Filmfestival „Filmschoolfest Munich 39 ½“ gliedert sich dieses Jahr vor allem in die beiden Themenbereiche „Sexualität & queeres Selbstbewusstsein“ und „Gesellschafspolitische Realitäten“.

Sexualität und queeres Selbstbewusstsein
Eine Vielzahl der Filme im Filmfestival-Programm scheint sich in einem Punkt einig zu sein: Überholte Normen zu Geschlecht und Sexualität müssen beseitigt werden. So lässt „She Wants What She Wants“ vier Frauen von jung bis alt über gesellschaftliche Erwartungen und ihre eigene Sexualität sprechen. Der Animationsfilm „My Fat Arse And I“ thematisiert auf schräg-fantasievolle Weise den allgegenwärtigen Schönheitswahn. Um alte Denkmuster zu durchbrechen, bedarf es ebenso neuer, queerer Erzählungen. Dabei blicken manche Filme mehr oder weniger weit in die Vergangenheit zurück. „Frog Catcher“ erzählt die wahre Geschichte des transsexuellen Froschfängers Jeanne Bonnet, der im 19. Jahrhundert als Außenseiter in San Francisco lebte und ein tragisches Ende fand. Im bewusst übertrieben glitzernd-pinken Antik-Film „Elagabalus“ verliebt sich ein ausschweifend lebender Kaiser in einen römischen Wagenlenker. Der Protagonist in „Drifting“ kämpft mit seiner Identität als biologischer Mann, da er während der Ein-Kind-Politik in China von seinen Eltern als Mädchen erzogen wurde. „Feminine Hip-Hop“ gewährt einen Einblick in die queere Hip-Hop-Kultur Montreals. Wie massiv Politik das Leben queerer Menschen beeinflusst, veranschaulicht der Dokumentarfilm „The Dragon With Two Heads“, in dem der Regisseur die gemeinsame Flucht mit seinem Zwillingsbruder aus dem zunehmend homophoben Brasilien nach Europa thematisiert. Queerness kann aber auch als Normalität angesehen werden, die nicht näher thematisiert werden muss. So im Film „Kid“, in dem ein homosexueller End-Zwanziger erkennt, dass seine Freunde im Erwachsenenleben angekommen sind, nur er nicht. In „L’homme Jetée“ hingegen fühlt sich ein Dockarbeiter zu einem Seemann und dessen hartem Leben auf einem Frachter hingezogen.

Gesellschaftspolitische Realitäten
Aber auch jenseits von Themen zur Geschlechteridentität werfen die Filme im diesjährigen Filmfestival-Programm einen scharfen Blick auf gesellschaftspolitische Realitäten. Armut ist dabei ein zentrales Thema. In „Gold Plated“ sind es die Klassengegensätze zwischen arm und reich, die zwei Jugendliche nicht zusammenkommen lassen. Der Dokumentarfilm „Silver Firefly“ porträtiert Menschen in Buenos Aires, die ausgeschlossen von der Gesellschaft an einer Flussmündung ihr Dasein in Holzverschlägen fristen. Wie politisch das Private sein kann, zeigen zwei Filme im Programm. In „The Verdict In The Case Of K.“ kämpft eine Familie nach einem Gerichtsurteil über einen sexuellen Übergriff mit den moralischen Erwartungen ihres Umfelds. „Neither Forget Nor Forgive“ erzählt von einer Studentin, die zu ihrer Familie heimkehrt und auch nach zehn Jahren den Mord an ihrem Bruder durch Faschisten weder vergessen noch vergeben kann. Auch der Blick nach Asien zeigt dieses Jahr ein sehr wachsames Kino. „Faces“ spürt in Interviews mit jungen Frauen dem gesellschaftlichen Zwang zur Schönheitsoperation in China nach. In „The Father I Knew“ ergründet eine Tochter zusammen mit ihrer Familie den letzten Aufenthaltsort ihres Vaters, der 1988 in Myanmar während eines Volksaufstands untertauchen musste und spurlos verschwand. Ebenfalls in Myanmar ist das Singer-Song-Writer-Duo „Angry Folks“ unterwegs, das mit ihren Protestliedern Fabrikarbeiter*innen bei ihren Streiks unterhält und motiviert.

Ausführliche Informationen zu allen Filmen und zum Ticketverkauf sind auf www.filmschoolfest-munich.de zu finden.


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