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Fabian Kratzer im Interview zu seiner neuen EP Elements

Fabian Krater im Wald. Der Komponist steht neben einem Laubbaum mit grünen Blättern. Er trägt ein hochgekrempeltes schwarzes Hemd und schaut in die Kamera. Der Hintergrund, der Wald, ist weichgezeichnet. Die Sonne scheint.
Foto: Daniel Maderstein

Fabian Kratzers urbane Klassik spricht aus dem alltäglichen Leben und stellt die großen Fragen. Nach zahlreichen Filmmusiken und seinem gefeierten Streichquartett IN BETWEEN kommt nun endlich die Single WATER, die vorab als Teil der EP ELEMENTS am 07.06.2024 erschienen ist. Fabian Kratzer bezeichnet sich selbst als Tagträumer und hat sich mit seinem neuesten Werk tief in die Elemente vertieft, die die Basis unserer Existenz darstellen. Wir hatten die Gelegenheit, mit ihm über sein neues Projekt zu sprechen.

Fabian, deine neue Single „Water“ ist Teil der EP „Elements“. Kannst du uns mehr über das Konzept dieser EP und die Inspiration dahinter erzählen?

Manchmal beschäftige ich mich gerne mit tiefsinnigen Fragen, unter anderem mit Fragen über den Ursprung allen Lebens und unserer Existenz. Und da komme ich natürlich an den Elementen Erde, Wasser, Feuer und Luft nicht vorbei, weil das die Grundstoffe für unsere Welt sind. Außerdem habe ich in der asiatischen Geschichte gefunden, dass auch das Holz ein Element ist und das fand ich so spannend, dass es in meiner EP fünf Stücke, also auch eines für das Element Holz, geben wird.

Du hast dich in „Water“ mit dem Element Wasser auseinandergesetzt. Welche Bedeutung hat Wasser für dich persönlich und wie hast du diese in deine Musik integriert?

Das Wasser ist für mich ein ganz besonderes Element. Wir alle brauchen Wasser zum Überleben und bestehen ja auch hauptsächlich aus Wasser. Das Wasser stellt den ewigen Fluss des Lebens dar, beruhigt, hat aber auch zerstörerische Kräfte. Ich liebe es, am Wasser entlang zu spazieren. Da kann ich meine Gedanken sortieren und zur Ruhe kommen. Und das Wasser relativiert für mich auch vieles, weil es mir zeigt, dass es immer weitergeht und wir die Momente nicht festhalten können, aber eben auch die Chance haben, loszulassen und uns weiterzuentwickeln. In meiner Musik habe ich viel Bewegung, es fließt fast ohne Unterbrechung, mal wilder, mal zärtlicher, aber die Bewegung hört nicht auf. Das Klavier habe ich außerdem mit Filzen präpariert, um so einen weicheren, intimeren Klang zu erzeugen, der den Zuhörer:innen das Gefühl geben soll, mittendrin im Wasser zu sein.

Dein Werk umfasst Filmmusiken und klassische Kompositionen. Wie unterscheidet sich dein kreativer Prozess bei der Komposition von Filmmusik im Vergleich zu eigenständigen Musikstücken wie „Water“?

Also der größte Unterschied ist auf jeden Fall, dass bei Filmmusiken immer ein Film und eine künstlerische Vision des Filmemachers oder der Filmemacherin vorliegt und ich basierend darauf mit meiner Musik versuche, eine neue Ebene zu dem Film hinzuzufügen, die sich aber immer auf die künstlerische Idee der Filmemacher:innen bezieht und sich dem Film unterordnet. Bei eigenständigen Stücken habe ich erst mal keine Vorgaben, sondern kann ganz frei über den Klang, die Länge, die Instrumente und die Tonsprache entscheiden. Ich muss aber auch mehr Schritte gehen, um zu einem Ergebnis zu kommen, weil ich mir das Konzept und die Inspiration erst einmal selber erarbeiten muss, während ich bei der Filmmusik immer eine Vorlage habe, bzw. auch mit den Filmschaffenden sprechen kann.

Du hast den Jerry Goldsmith Award 2023 gewonnen und wurdest mehrfach in Hollywood nominiert. Wie haben diese Auszeichnungen und Anerkennungen deine Karriere beeinflusst?

Preise helfen immer dabei, nach außen die Glaubhaftigkeit als Künstler zu stärken und die Wahrnehmung zu erhöhen. Und in Deutschland leben wir ja sowieso in einem Land der Bescheinigung. Da ist ein Preis immer wie eine Art „Professionalitätsnachweis“. Mir persönlich helfen Preise und Nominierungen in der Hinsicht, dass ich erkenne, in der großen Masse an Künstlern mithalten zu können und geben mir Zuversicht, dass ich auf dem richtigen Weg bin und mich nicht verstecken muss. Den Jerry Goldsmith Award zu gewinnen, war außerdem so toll für mich, weil er für einen wichtigen und sehr aufrüttelnden Film von der Regisseurin Hannah-Lisa Paul war. Mit dem Gewinn konnte ich etwas von dem Vertrauen, das sie in mich und meine Musik gesteckt hat, zurückgeben.

Fabian Kratzer im Studio. Das Bild zeigt den Komponisten an einem Yamaha Keyboard in einer weißen Jacke und schwarzem T-Shirt. Er trägt eine Brille. Auch ist angeschnitten einen Geige und ein Notenständer zu sehen.
Foto: Nando Dietz

Dein Streichquartett „IN BETWEEN“ und jetzt „Water“ zeigen deine Vielseitigkeit als Komponist. Welche musikalischen oder thematischen Herausforderungen hast du bei der Komposition dieser Werke erlebt?

In IN BETWEEN geht es, wie der Titel schon andeutet, um eine Figur, die in zwei verschiedenen Welten lebt und in keine so richtig hineinpasst. Auch ich frage mich als Künstler manchmal, ob ich in unsere von Routinen und Regeln geprägte Welt hineinpasse, bzw. welche Möglichkeiten es gibt, mich anzupassen, ohne mich selbst zu verlieren. Bei einem Streichquartett schreibt man außerdem für vier Instrumente und ist damit natürlich bestimmten Grenzen, wie z.B. dem Tonumfang oder der Menge an spielbaren Tönen, unterworfen, von demnach fand ich das ganz passend für IN BETWEEN. In WATER war vor allem die große Bandbreite des Wassers herausfordernd. Das Wasser kann zerstörerisch sein, kann heilen, kann Leben geben und nehmen, kann tief, kann flach sein und so weiter. Meine Intention war nicht, eine neue Wassermusik, wie z.B. von Händel, zu schreiben und das Wasser in all seinen Formen und Möglichkeiten darzustellen, sondern einfach einen Gedanken, ein Gefühl über das Wasser, so wie ich es in diesem Moment empfinde, auszudrücken.

Du hast bereits über 85.000 Streams auf Spotify erreicht. Wie wichtig ist dir die digitale Präsenz und wie nutzt du Plattformen wie Spotify, um ein breites Publikum zu erreichen?

So unromantisch das klingt, leben wir in einer Welt, die von Algorithmen geprägt ist. Und die Art und Weise, wie Musik veröffentlicht und unter die Leute gebracht wird, hat sich einfach extrem verändert. Über Spotify und andere soziale Plattformen versuche ich meine Geschichte zu erzählen, meine Gedanken und Einstellungen zu teilen und damit die Menschen zu erreichen, die sich damit identifizieren können. Ich glaube auch, dass es ohne digitale Präsenz schwer werden wird, als Künstler zu überleben, denn wenn mich niemand kennt, wird auch niemand meine Musik hören oder auf meine Konzerte gehen. Doch digitale Präsenz gibt mir die Möglichkeit, meine Musik und meine Persönlichkeit an neue Menschen heranzutragen und ihnen so einen Mehrwert für ihr Leben zu geben.

Neben „Water“ und der EP „Elements“ hast du auch Filmmusiken, z.B. für die Kinderserie „GONG! – Mein spektRakuläres Leben“, komponiert. Was dürfen wir in Zukunft noch von dir erwarten und gibt es bereits neue Projekte, an denen du arbeitest?

Nach Water geht es jetzt mit den anderen Elementen weiter und die nächste Single wird aller Voraussicht nach im August erscheinen. Zusätzlich dazu beginne ich in Kürze mit einer neuen Filmmusik, über die ich aber leider noch nicht viel verraten darf. Gerade fertig geworden bin ich mit der Musik zum Kinderhörbuch Grünschuppe und der Schnee und werde im Juli für ein weiteres Hörbuch die Musik komponieren. Außerdem habe ich ja noch meinen Podcast FKM Artist Feat., für den ich monatlich eine neue Folge produziere und schreibe gerade den dritten Teil meiner Romantrilogie Im Schatten des Lichts.

Fabian Kratzer, vielen Dank für das Interview. Wir freuen uns mehr von Dir zu hören und zu lesen. Und wer mehr über klassische Musik erfahren möchte, dem sei unsere Artikel-Sammlung ans Herz gelegt.

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