
Mit AIR veröffentlicht Komponist und Musiker Fabian Kratzer den dritten Teil seiner EP Elements – nach Water und Transition. Im Gespräch mit kulturIMBLOG erzählt er, warum ihn das Element Luft so fasziniert, wie er den schwebenden, offenen Sound entwickelt hat und was als Nächstes kommt. Fabian Kratzer AIR steht dabei für Leichtigkeit, stetige Bewegung – und die Energie eines unsichtbaren Atems.
Interview
kulturIMBLOG: Lieber Fabian, vielen Dank, dass du dir wieder Zeit für ein Interview nimmst. Nach „Water“ und „Transition“ erscheint mit AIR nun der dritte Teil deiner EP Elements. Warum hast du dich diesmal für das Element Luft entschieden? Was bedeutet dir dieses Thema?
Fabian Kratzer: Luft ist das, was uns alle verbindet. Ohne sie gibt es kein Leben – und doch nehmen wir sie oft gar nicht wahr. Sie ist immer da, bewegt sich ständig, bleibt aber unsichtbar. Dieses Paradoxon hat mich fasziniert. Mit AIR wollte ich musikalisch erforschen, wie sich dieses Element anfühlt: das Leichte, das Schwebende, aber auch das Unaufhaltsame und manchmal Bedrohliche, das in einem Luftstrom stecken kann.
kulturIMBLOG: Du nennst AIR „den unsichtbaren Atem des Lebens“. Was meinst du damit – und wie spiegelt sich das im Sound des Stücks wider?
Fabian Kratzer: Luft ist für mich etwas Widersprüchliches: Einerseits zart, kaum greifbar – andererseits voller Energie, manchmal sogar zerstörerisch. In AIR gibt es keinen Beat, sondern eine stetige Bewegung, ein Fließen. Es geht immer weiter, nach vorne – ohne Ziel, ohne Pause. Genau das wollte ich im Sound hörbar machen. Klavier, Streicher und elektronische Elemente erzeugen eine offene, atmende Klangwelt, die zum Loslassen einlädt, aber auch antreibt.

kulturIMBLOG: Das Stück klingt sehr leicht, offen und fast wie ein Schweben. Wie hast du diesen Klang geschaffen? Welche Instrumente hast du verwendet?
Fabian Kratzer: Im Vergleich zu Transition und Water spielt das präparierte Felt-Piano diesmal eher eine untergeordnete Rolle. Der Fokus liegt ganz klar auf den Streichern – gespielt von Rebekka Wagner, Laura Ion, Lisa Rendelmann und Sophia Schulz –, die mit ihrer Zartheit, aber auch Kraft das Stück vorantreiben. Ergänzt wird das Ganze durch subtile elektronische Texturen, die ich aus Klavierklängen generiert habe. Zusammen entsteht ein Klangbild, das sich ständig bewegt und zugleich Raum zum Atmen lässt.
kulturIMBLOG: Du arbeitest auch für Film, Theater und Serien. Spielt das Erzählen von Geschichten für dich auch in deiner eigenen Musik eine Rolle?
Fabian Kratzer: Absolut. Ich denke in Bildern, auch wenn ich keine Bilder vor mir habe. Auch AIR erzählt eine Geschichte – aber eben ohne Worte. Ich möchte mit meiner Musik Räume eröffnen, in denen sich die Hörer*innen selbst begegnen können. Die Erfahrungen, die ich beim Schreiben von Filmmusik mache, fließen direkt in meine eigenen Kompositionen ein. Es geht immer um Atmosphäre, Emotion und ein inneres Erleben.
kulturIMBLOG: Deine EP heißt Elements, also „Elemente“. Dahinter steckt die große Frage: Wie klingt die Kraft, die unsere Welt zusammenhält? Wie bist du auf diese Idee gekommen?
Fabian Kratzer: Ich habe irgendwann gemerkt, dass mich die Grundkräfte unserer Welt faszinieren – nicht nur auf wissenschaftlicher, sondern auf emotionaler Ebene. Wasser, Luft, Erde, Feuer: Das sind nicht nur Naturphänomene, sondern auch Bilder für innere Zustände, für Gefühle, für Entwicklungen. Ich wollte mit Elements eine musikalische Reise erschaffen, die sowohl nach außen als auch nach innen geht.
kulturIMBLOG: Water war eher tief und emotional, Transition ein Wendepunkt – was macht AIR anders oder besonders?

Fabian Kratzer: AIR fühlt sich für mich freier an, offener. Es hat eine Leichtigkeit, die aber nicht banal ist – eher poetisch. Das Stück ist wie ein Moment zwischen zwei Gedanken, ein Schwebezustand. Nach dem sehr persönlichen und introspektiven Transition war mir wichtig, wieder Raum zu lassen. AIR ist wie ein Atemzug nach innen und wieder nach außen.
kulturIMBLOG: Du hast AIR selbst produziert. Warum ist es dir wichtig, die volle Kontrolle über deine Musik zu haben?
Fabian Kratzer: Weil es mir ermöglicht, die Musik ganz aus meinem Inneren heraus entstehen zu lassen. Ich liebe die Zusammenarbeit mit anderen – vor allem mit großartigen Musiker*innen wie in diesem Fall – aber der Kern, die Vision, muss aus mir selbst kommen. Wenn ich produziere, kann ich den Klang so formen, wie ich ihn innerlich höre. Das ist für mich fast ein meditativer Prozess.
Für das Recording sowie Mixing und Mastering habe ich dann wieder mit dem Musikproduzenten Adrian Seifert zusammengearbeitet, der auch schon Water und Transition begleitet hat. Die Zusammenarbeit mit ihm ist für mich jedes Mal unglaublich bereichernd – er hat ein großartiges Gespür für Details und versteht genau, was ich klanglich ausdrücken möchte.
kulturIMBLOG: Wird es zu AIR auch ein Musikvideo oder andere visuelle Inhalte geben?
Falls Ihr mehr über Fabian erfahren möchtet, klickt Euch einfach durch die folgende Linksammlung:
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Fabian Kratzer: Ja – es gibt ein Musikvideo, das von Nando Dietz konzipiert und umgesetzt wurde. Wir wollten die Atmosphäre des Stücks nicht bebildern, sondern visuell mitschwingen lassen. Das Ergebnis ist ein poetischer, offener Film, der die gleiche Leichtigkeit atmet wie das Stück selbst.
kulturIMBLOG: Du hast schon einige Preise gewonnen, zuletzt wurdest du für deine Musik zur Serie „GONG! Mein spektRakuläres Leben“ für den Deutschen Filmmusikpreis nominiert. Hilft dir so ein Erfolg in deiner Arbeit – oder setzt er dich auch unter Druck?
Fabian Kratzer: Preise und Nominierungen sind für mich vor allem eine große Ehre und eine schöne Bestätigung meiner Arbeit. Sie öffnen Türen und ermöglichen neue Chancen. Für Druck sorgen sie bei mir eigentlich nicht – im Gegenteil: Sie motivieren und treiben mich an, mich ständig weiterzuentwickeln und meine Musik immer wieder neu zu hinterfragen.
kulturIMBLOG: Ein Element fehlt noch – FIRE. Was kannst du uns darüber schon verraten?
Fabian Kratzer: Tatsächlich fehlen noch drei Elemente – WOOD, EARTH und FIRE. Die ursprüngliche Idee meiner EP Elements basierte auf den klassischen vier Elementen. Doch je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto stärker hat mich auch die fernöstliche Fünf-Elemente-Lehre inspiriert – besonders das Element Holz. Die Vorstellung von Wachstum, Verwurzelung, Verzweigung – all das fand ich so spannend, dass ich unbedingt ein Stück darüber schreiben wollte. WOOD ist bereits fertig produziert und erscheint Ende September.
Danach folgt EARTH, das Element der Stabilität, Tiefe und inneren Ruhe – das wird sicher sehr geerdet und klar.
Und FIRE? Das wird wild. Vielleicht auch etwas unkontrolliert. Wo AIR emotional, poetisch und leidenschaftlich ist, wird FIRE hitziger, direkter – ein Ausbruch von Energie. Ich freue mich sehr darauf, dieses Element der Transformation musikalisch zu erforschen.
kulturIMBLOG: Lieber Fabian, vielen Dank für das spannende Gespräch. Wir wünschen dir viel Erfolg mit AIR und deiner EP Elements!
Fabian Kratzer: Ich danke euch! Es ist immer schön, mit euch über Musik zu sprechen.

