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Sex Oper in Stuttgart: Die Skandal-Aufführung von Sancta

Eine Szene aus der "Sex Oper in Stuttgart". Das Bild zeigt die Darstellerinnen Caroline Melzer, Jasko Fide und Netti Nüganen. Eine Nonne kniet im Hintergrund und schaut fasziniert auf zwei nackte Frauen die sich umarmen und küssen.
Foto: Matthias Baus

Die „Sex Oper in Stuttgart“ sorgt derzeit für hitzige Diskussionen und schockierte Reaktionen: Sancta an der Staatsoper Stuttgart, eine Performance der österreichischen Künstlerin Florentina Holzinger, überschreitet radikal die Grenzen klassischer Bühnenkunst. Dabei steht ein Tabu im Mittelpunkt: die Verbindung von Sex, Gewalt und religiöser Symbolik.

Schon die erste Aufführung am 5. Oktober führte zu teils dramatischen Szenen im Publikum. Laut der Bild-Zeitung mussten mehrere Zuschauer wegen Übelkeit und Schockreaktionen medizinisch versorgt werden – drei von ihnen sogar durch einen Notarzt. Besonders intensiv waren die Reaktionen auf die Darstellung sexueller Gewalt und schmerzhafte Stunts, bei denen Performerinnen nackt an Haken aufgehängt wurden, die durch ihre Haut gezogen waren.

Florentina Holzinger, bekannt für ihre kompromisslosen Performances, inszeniert in Sancta nicht nur Paul Hindemiths Operneinakter Sancta Susanna neu, sondern verbindet das Werk mit geistlichen Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Sergei Rachmaninow und anderen. Ihr Ziel: Eine „feministische Messe“ zu schaffen, in der Themen wie individuelle Spiritualität, Sexualität und Schmerz verhandelt werden. In Holzingers Version werden religiöse Rituale provokant mit sexuellen Darstellungen kombiniert, was sowohl fasziniert als auch verstört.

Eine zentrale Figur der Inszenierung ist Annina Machaz, die sowohl Adam als auch Jesus darstellt. In einer der markantesten Szenen schwebt sie nackt von der Decke herab, nimmt einen Apfel von Eva entgegen – eine offensichtliche Anspielung auf die Erbsünde. Als Jesus trägt Machaz eine Dornenkrone und verteilt Autogramme als obdachloser Kiffer. Diese doppelte Rollenbesetzung unterstreicht Holzingers Anspruch, religiöse und kulturelle Ikonen zu dekonstruieren.

Trotz der heftigen Kritik und den Reaktionen bleibt die Nachfrage nach Karten für Sancta enorm. Alle fünf verbleibenden Aufführungen sind bereits ausverkauft. Die Warnungen der Staatsoper, die auf die expliziten Darstellungen von Sex, Gewalt und echten Verletzungen hinweisen, scheinen das Interesse der Zuschauer nur weiter zu befeuern.

Florentina Holzingers radikaler Ansatz in Sancta fordert heraus und provoziert – und das ganz bewusst. Mit ihrer „Sex Oper in Stuttgart“ thematisiert sie den Konflikt zwischen religiösen Traditionen, modernen Körperbildern und feministischen Perspektiven, wie kaum eine andere Inszenierung zuvor. Für einige Zuschauer ist das die Zukunft des Theaters, für andere ein Skandal. Doch in einem sind sich alle einig: Diese Aufführung wird in Erinnerung bleiben.

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