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Der Medicus feiert umjubelte Premiere

Historiendrama als Musical
Foto: © Spotlight Musicals

Musikalische Sprechstunde für Musical-Muffel

Das Deutsche Theater ist derzeit Münchens größtes Wartezimmer. Das Musical nach dem Weltbestseller von Noah Gordon feierte am Freitagabend Münchenpremiere. Die Diagnose des Publikums war am Ende eindeutig:  Jubel und stehende Ovationen für die Leistung der Solisten, das Ensemble und das Orchester.

Auch wir waren für Euch vor Ort und waren durchaus angetan von der Inszenierung des Bestsellers. Fairerweise muss man vorausschicken, dass in unserer Redaktion wenige bis gar keine Musical-Fans sitzen. Also meldete ich mich, als bekennender Liebhaber von Historien-Romanen, freiwillig für die Premiere von Der Medicus. Hatte ich doch den Pageturner über die Medizin im finsteren Mittelalter des 11. Jahrhunderts seinerzeit buchstäblich verschlungen. In der ersten Hälfte fühlte ich mich, gerade bei der Musikauswahl, in meiner chronischen Abneigung gegenüber Musicals bestätigt, klangen doch die Gesangseinlagen nach dem üblichem Schlagersingsang deutscher Showproduktionen. Überraschend schnell gepackt hat mich die gekonnte Erzählweise und die technisch aufwendige Umsetzung, mit der die beschwerliche Reise des Badergesellen Rob Cole, dargestellt von Patrick Stanke, in das ferne und fortschrittliche Persien dargestellt wurde. Auch die in der Buchvorlage behandelten Themen „Wissenschaft versus Religion“ und „Freundschaft versus gesellschaftliche Zwänge“ werden für mich überraschend gut umgesetzt. So gehört das Duett, indem der Arzt, Wissenschaftler und  Philosoph Ibn Sina (dargestellt von Reinhard Brussmann) seinen Schüler Rob Cole eindringlich vor den Strafen der Geistlichkeit warnt, sollte dieser seine geheimen Forschungen an Leichen fortführen, zu den Höhepunkten der Aufführung. Ebenso überzeugt die Schachszene in der Rob Cole und der Schah (dargestellt von Christian Schöne) versuchen ihre Freundschaft zu retten. Auch weil hier die Inszenierung den Schlagercosmos verlässt und mit den zahlreichen Tänzern an die große Zeit der Musikvideos auf MTV erinnert. Spätestens hier genießen auch Musicalmuffel, wie ich, diese handwerklich gekonnt umgesetzte und kurzweilige Inszenierung mit überzeugenden Darstellern, die noch bis zum 25. November 2018 im Deutschen Theater zu sehen ist.

Weitere Infos findet Ihr unter https://www.deutsches-theater.de

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