ARTMUC-Macher Raiko Schwalbe im Interview
KIB: Raiko, Du hast 2014 die ARTMUC gegründet, heute zählt die Veranstaltung zu den größten Kunstevents Bayerns. Was ist das Erfolgsrezept?
Raiko Schwalbe: Die Stadt München „leistet“ hier leider ganze Arbeit: es gibt einfach nach wie vor zu wenig Raum für Kreative aus allen Bereich (bildende oder darstellende Kunst, Tanz, Literatur etc.), um sich zu präsentieren. Hier wollte ich für die bildenden Kunst Abhilfe schaffen und die Erfahrungen aus dem Bereich des Aufbaus einer Kunstmesse nutzen. Die ARTMUC lebt dabei vor allem von bezahlbaren Teilnahmegebühren, die ggü. anderen vergleichbaren Messen fast 50% günstiger sind. Dazu kommt die familiäre Atmosphäre, die mir sehr wichtig ist und die man als Teilnehmer und auch als Besucher spürt.
KIB: In diesem Jahr gastiert die ARTMUC zum ersten Mal auf der Praterinsel und im Isarforum am Deutschen Museum. Welchen Mehrwert bietet der neue Veranstaltungsort Isarforum den Besuchern?
Raiko Schwalbe: Die Anzahl der Bewerbungen hat gegenüber dem ersten Jahr extrem zugenommen. Mit der zweiten Location, dem Isarforum am Deutschen Museum, bieten wir den Besuchern 80% mehr
Fläche, Teilnehmer und Kunstwerke zum entdecken und bestaunen. Und das bei einem gerade
mal um 2 EUR erhöhten Eintritt. Mit der neuen Location bietet sich uns auch erstmalig die Gelegenheit, der immer größer werdenden Nachfrage von Galerien gerecht zu werden. Vielleicht entwickelt sich daraus auch bald ein eigenes Projekt – wer weiß.
KIB: Die ARTMUC steht in diesem Jahr unter dem Motto „Wir holen München aus der Provinz!“. Worin unterscheidet sich die hiesige Kunstszene von anderen europäischen Metropolen?
Raiko Schwalbe: München hat eine weltweit bekannte Hochkultur mit den großen Kunsthäusern wie den Pinakotheken, dem Haus der Kunst, Villa Stuck, Lenbachhaus etc. p.p. – aber im Bereich der Subkultur – wobei sich dies nicht auf eine „Nischenbewegung für junge Leute“ reduzieren darf, herrscht Notstand. Wir haben bisher teilweise Absagen von Künstlern und Galerien bekommen, die gemeint haben, dass in München nichts los ist und sie lieber nach Berlin, London oder Paris gehen – einfach weil
die Kunstszene dort viel lebendiger ist und man nicht nur auf „alte“ Traditionen schaut. Gerade der vermeintlich akademische Ansatz „Was ist Kunst, was darf sie und darf man sie kaufen
müssen?“ der hier in München in einigen Kreisen sehr stark ausgeprägt ist, hat diesen Ansatz
einer „verschlafenen“ Stadt untermauert. Die große Anfrage an Künstlern aus über 12 Ländern zeigt aber, dass die Stadt sicherlich auf einem guten Weg ist und das wir mit der ARTMUC diesen Weg unterstützen.
KIB: Was empfiehlst Du unseren Lesern, die noch keine Erfahrung auf Kunstmessen sammeln konnten und die ARTMUC mit einer festen Kaufabsicht besuchen?
Raiko Schwalbe: Versucht nicht, nach irgendwelchen „Investment“ – Ansätzen zu suchen: „Steigt der Wert des Künstlers und damit der Preis für das Bild, was ich kaufen möchte?“ Lasst euer Herz und euren Bauch entscheiden – kauft, was euch gefällt, euch anspricht, Emotionen bei euch auslöst. Ein gutes Kunstwerk wird euch lange Zeit ein Lächeln auf die Lippen zaubern.
KIB: Schließlich interessiert uns noch Dein ganz persönliches Highlight auf der kommenden ARTMUC?
Raiko Schwalbe: Als Veranstalter halte ich mich konsequent aus solchen Ansätzen heraus – einfach um meine neutrale Stellung auch für die Jury eizuhalten. Mein persönliches Highlight ist eher ein anderes: ARTMUC wird 5 Jahre alt, wächst jedes Jahr und bekommt mehr Zuspruch. Und in diesem Jahr haben wir 2 Locations – das ist für mich top.
KIB: Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und vielen Dank für das Interview.